Alpha Rotex in Frankfurt

Eine Fassade für ca. 10 Millionen Euro

Alpha Rotex sollte ein zeichenhaftes und markantes Bürogebäude werden. Nähert man sich dem Frankfurter Flughafen, ist es wegen seiner Höhe von knapp 68 Metern schon aus der Ferne sichtbar. Die Fassaden mit einem Auftragsvolumen von etwa 10 Millionen Euro hat das Unternehmen Sommer in Döhlau ausgeführt.

Der Entwurf Alpha Rotex stammt von Jo. Franzke Architekten. Das höchste Hochhaus am Frankfurter Flughafen hat seinen Standort in Gateway Gardens. Die Geschichte des Areals reicht zurück ins Jahr 2006. Gateway Gardens umfasst etwa 35 Hektar am Flughafen von Frankfurt, nordwestlich des Frankfurter Kreuzes und umgrenzt von den Bundesautobahnen A 3 und A 5 sowie der B 43. Bis Ende des Jahres 2005 diente das Areal als US-amerikanische Militärsiedlung. Nach dem Abzug der Streitkräfte war klar: Die Bestandsgebäude sind nicht anders nutzbar.

Es wurde mit der Planung des neuen Stadtviertels Gateway Gardens begonnen, das bis 2021 fertiggestellt sein soll. Das Erschließungs- und Konversionsgebiet ist durch seine Lage ein idealer Standort für Unternehmen, deren Mitarbeiter mobil sein müssen. Das Büro Jo. Franzke Architekten begann mit den ersten Vorüberlegungen für das Hochhaus im Jahr 2006. 2009 wurde für das Objekt mit DB Schenker ein Mietinteressent gefunden. Die ursprüngliche Planung für Alpha Rotex wurde grundlegend überarbeitet. Im März 2012 konnte der Grundstein gelegt werden. Das Gebäude wurde in einer Bauzeit von 18 Monaten realisiert. Ende August 2013 wurde es eingeweiht.

Der Entwurf. Den Namen erhielt Alpha Rotex aufgrund seiner spezifischen Grundrissgeometrie. Von oben betrachtet sieht das Hochhaus aus wie ein Rotor. Drei in einem Winkel von 120 Grad angeordnete Gebäudeflügel scheinen sich um einen zentralen Kern zu drehen – den zentralen Aufzugvorraum.

Im Grundriss definieren sich durch die drei Flügel drei Zwischensegmente. Durch ein Spiegeln des Grundrisses in der Zwischen-  ebene des 8. Obergeschosses entstehen drei weitere solche Segmente, die im oberen Teil des Hauses versetzt in die Gebäudeflügel eingepasst sind. Im Aufriss betrachtet erwachsen aus diesen insgesamt sechs Zwischensegmenten neben einer repräsentativen Eingangshalle fünf kathedralenartige Wintergärten.

Sowohl die Halle als auch die Wintergärten erstrecken sich jeweils mit einer Höhe von je 30 Metern über acht Geschosse und lassen sich von jeder Etage aus über Balkone betreten. Die jeweiligen Gebäudeflügel verbinden sich über eine geschwungene Linienführung der Balkone und Brüstungen in den Lufträumen. Alle Gebäudeflügel lassen sich als autarke Einheiten nutzen. Sämtliche technischen Einrichtungen, die Treppenhäuser, die sechs Aufzüge und die Sanitäranlagen konnten im Gebäudekern untergebracht werden, alle Büro- und Konferenzräume wurden in den drei Flügeln positioniert. Dadurch sind die Arbeitsplätze innerhalb der Bürobereiche so angeordnet, dass optimale Lichtverhältnisse herrschen.

Die Fassade. Die Konstruktion der knapp 11.000 Quadratmeter großen Elementfassade aus Primär- und Sekundärfassade wurde aus Sonderprofilen auf Basis des Systems Schüco AWS hergestellt. Die Nähe zum Flughafen, zur anliegenden Fernbahnstrecke,  zur künftigen S-Bahn-Strecke sowie zu den flankierenden Fernverkehrsstraßen machte einen sehr hohen Schallschutz erforderlich. Um die Vorgaben für den erhöhten Schallschutz Rw,P > = 49 dB mit Ctr, 50–5000 > = -5 zu erreichen, wurden die Elemente aufgerüstet. Die Standardwerte bei Schallschutzmessungen liegen vergleichsweise bei Ctr, 125–5.000. Diese sehr hohen Werte wurden notwendig, um die tiefen Frequenzen zu minimieren. Bei den Stahlfassaden wurden die Lüftungslamellen in verschiedenen Öffnungswinkeln untersucht, um hier das beste Verhältnis zwischen Belüftung und machbarem Schallschutz herzustellen. Der Fassadenzwischenraum zwischen Primär- und Sekundärfassade mit den integrierten Belüftungslamellen und dem innenliegenden Sonnenschutz wurde separat in einer Simulation am 3D-Modell berechnet.

Darüber hinaus ist die Elementfassade an der dem Flughafen zugewandten Seite ab dem siebten Obergeschoss mit Radarverglasung ausgeführt. Auch hier wurde eine außergewöhnliche Radardämpfung beziehungsweise Reflexionsdämpfung mit ca. R = -18 dB erreicht. Dies betraf die Elementfassaden mit den verglasten Bereichen, die abgeschrägten Brüstungsbereiche, die Stahlfassade inklusive der darin integrierten Paneelfelder und Lüftungslamellen.

Die örtlichen Gegebenheiten auf der Baustelle erforderten, dass die Elementfassade „just in time“ angeliefert wurde. Also fuhren mehrere Tieflader im Rotationsprinzip die Baustelle an. Durch die Entnahme der Elemente in Montagelage vom Tieflader wurde der Ablauf des Einbaus beschleunigt. Neben der Elementfassade waren die Metallbauer von Sommer auch für die über 3.300 m2 Pfosten-Riegel-Fassade verantwortlich, die überwiegend in Stahl und teils in Aluminium ausgeführt wurde.

Bei der elementierten Doppelfassade beziehungsweise Elementfassade handelt es sich um eine zweischalige Verglasung, die Brüstungskassetten sind mit hellem Aluminiumblech verkleidet. Horizontale Fugen und Lüftungslamellen wiederholen in ihrer Gliederung harmonisch in kleinerem Maßstab die Abfolge der Bänder. Kontrastierende Farben der Fensterebenen heben die Tiefe der Doppelfassadenbereiche hervor. Die filigranen Rahmen der äußeren Prallscheiben wurden silbergrau eingefasst und in ihrer feinen Linienführung hervorgehoben.

In den Bürobereichen wurden die zu öffnenden Fenster zwecks Lärmschutz als elementierte Doppelfassade ausgeführt, die im oberen und unteren Bereich durch Lamellen belüftet werden. Hinsichtlich der Lüftung kooperierte Sommer mit dem belgischen Systempartner Renson.

Die Konstruktion besteht aus einer inneren Verglasung mit einem motorisch betriebenen außen liegenden Sonnenschutz und einer äußeren Verglasung. Diese dient als Schutz der Raffstores und als Absturzsicherung. Die Installation von zweitausend Warema-Raffstores zeigt die Dimension der Fassadenfläche.

Der Konstruktionsaufbau der Elementfassade verringert selbst bei geöffneten Fenstern die Lärmbelastung durch den Flugverkehr. Geradezu verblüffend ist ihre lärmabschirmende Wirkung: Im Inneren von Alpha Rotex herrschen angenehme akustische Bedingungen, die konzentriertes Arbeiten trotz zahlreicher Start- und Landeanflüge in nächster Nähe zulassen.

Der harmonische Eindruck der Außenfassade wiederholt sich konsequent in der Gestaltung der inneren Fassade. Die feine Linienführung und gezielte Farbgebung, die auf der Außenseite sichtbar wird, erfolgt im Inneren durch die silbergrauen Elemente der Laibungs- und Fensterbankprofile sowie der Profile der Umwehrungen. Auch die Sonnen- und Blendschutzlamellen korrespondieren farblich mit der Außenfassade. Sie sind silbergrau beschichtet und gegen die Retroreflexion mit einem matten Grauton auf der Rückseite ausgestattet, der für Bildschirmarbeitsplätze geeignet ist.

Nachhaltigkeit. Alpha Rotex reagiert auf gewachsene Anforderungen des energieeffizienten und nachhaltigen Bauens durch eine Zertifizierung mit LEED GOLD (Leadership in Energy and Environmental Design). LEED ist ein international anerkanntes System zur Klassifizierung für ökologisches Bauen, das vom U.S. Green Building Council 1998 entwickelt wurde. Um diese Standards zu erreichen, wurden alle Planungsbeteiligten in einem integralen Planungsprozess zusammengeführt. Wesentliche Nachhaltigkeitsaspekte waren folgende: Schadstoffarme Baustoffe verbessern die Raumluftqualität für die Nutzer. Das energieeffiziente Technikkonzept trennt systematisch das Belüften und das Beheizen beziehungsweise Kühlen der Büroräume.

Die Konditionierung geschieht strahlungsbasiert über Heiz- und Kühldecken. Dadurch wird die Belüftung der Büros mit einem Mindestluftwechsel möglich, bei besonders flächeneffizienten Kanalquerschnitten. Die haustechnischen Anlagen werden sämtlich zur Wärmerückgewinnung herangezogen und reduzieren den Energieverbrauch. Die Tageslichtverfügbarkeit im Gebäudeinneren wurde mithilfe von Tageslichtsimulationen optimiert. Fünfzig Prozent der Dachfläche sind begrünt worden. Neben einer Versickerung und Speicherung von Regenwasser, das zur Bewässerung der Außenanlagen wiederverwendet wird, wurden zudem wassersparende Armaturen eingesetzt.

Fazit zum Fassadenbau. Die präzise Vorprojektierung des Fassadenbauers ist Voraussetzung dafür, dass die Fertigung solch einen straffen Zeitplan einhalten kann. Zahlreiche logistische Fragen ließen sich lösen, weil das Unternehmen Sommer für dieses Projekt eine eigene Halle zur Verfügung stellen konnte. ⇥ma ◊

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