Brandschutz im Elbtunnel

Mehr als 100.000 Fahrzeuge passieren am Tag den Hamburger Elbtunnel. Als Bestandteil des deutschen Autobahnnetzes übernimmt er eine Schlüsselfunktion im internationalen Reise- und Güterverkehr Richtung Skan­di­na­vien. 1.056 Meter des insgesamt 3.325 Meter langen Tunnels verlaufen unter dem Flussbett der Elbe. Er gehört damit zu den längsten Straßentunneln Europas. Nach mehreren schweren Unfällen mit Bränden in europäischen Tunneln beschloss der Bund 2002 ein sicherheitstechnisches Nachrüstprogramm für deutsche Straßentunnel. Im Rahmen dessen wurden 257 Millionen Euro in die Sicherheit des Elbtunnels investiert. Nach einer Asbestsanierung in den Jahren 2002 bis 2007, erfolgte zwischen Januar 2009 und Februar 2013 die eigentliche Nachrüstung in den Bereichen Brandschutz, Fluchtwege, Tunnellüftung und Entwässerung. Der vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer der Freien und Hansestadt Hamburg betriebene Elbtunnel entspricht nun höchsten Anforderungen und gilt als sicherer und moderner Straßentunnel. Dafür sorgen unter anderem mehr als 650 Feuerschutztüren und -klappen, die von der Husumer Wiedemann GmbH maßgefertigt, geliefert und montiert wurden. Entwickelt hat sie das Entwicklungs- und Beratungsunternehmen System Schröders.


Im Jahr 2002 begann die Sanierung der Röhren 1, 2 und 3 mit den dazugehörigen Luftkanälen und Lüfterbauwerken. Die vierte Röhre war seinerzeit erst fertiggestellt. Drei zusätzliche Fluchttunnel wurden gebaut und in allen drei Röhren die Rauchabsaugung, der bauliche Brandschutz, die Fahrbahnentwässerung, die Brandnotbeleuchtung, die Fluchtwegkennzeichnung, die Notrufnischen und die Lautsprecheranlage auf den neuesten Stand gebracht. Bei der Nachrüstung wurden die neuesten Richtlinien berücksichtigt, wie die für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln (RABT). Diese hat zum Ziel, die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer deutlich zu erhöhen und der Selbstrettung die höchste Priorität zuzuordnen. Sie sieht alle 300 Meter einen Fluchtweg, eine leistungsstarke Belüftung und Entrauchung sowie neueste Sicherheitstechnik vor. Auch die Auflagen der EU-Richtlinie 2004/54/EG über Mindestanforderungen an die Sicherheit von Tunneln im transeuropäischen Straßennetz werden erfüllt.

Mehr als 650 Feuerschutzabschlüsse eingebaut
„Mit Hilfe von speziell geschultem Fachpersonal konnten wir gewährleisten, dem Bauherrn alle Leistungen aus einer Hand anzubieten – von der Beratung über Aufmaß, Fertigung und Montage bis hin zur Abnahme“, erläutert Axel Tank, Leiter für Vertrieb und Konstruktion in der Abteilung Türen- und Fensterbau bei Wiedemann. Im Januar 2013 schlossen die Mitarbeiter von Wiedemann die Arbeiten ab.
Eine wichtige Rolle innerhalb des neuen Brandschutzkonzepts spielen neu montierte, von System Schröders entwickelte, Edelstahl-Brandschutzwände. Die 2.500 x 3.300 Millimeter großen, für eine Feuerwiderstandsdauer von 90 Minuten ausgelegten Wandelemente dienen zum Schutz der Tunnelhülle und nehmen in speziell gesicherten Techniknischen außerdem unterschiedlichste Versorgungsleitungen, wie die Elektroversorgungs- und Verteilerkomponenten für die Beleuchtung und Belüftung des Tunnels auf. „Die Techniknischen werden von einer T-90 Feuerschutzklappe des Typs TSN-11 als Sonderausführung optimal geschützt. Ein spezieller Vierkantverschluss stellt sicher, dass nur befugtes Personal diese Klappen öffnen und wieder verschließen kann“, so Projektleiter Tank über die eingesetzten Produkte. Auch in den Notrufnischen kamen die Klappen in einer Sonderausführung zum Einsatz. Um dabei die besonderen Anforderungen an Bedienbarkeit und Einbindung in das Notfallprogramm zu erfüllen, verfügen die Klappen unter anderem über einen integrierten Überwachungssensor, der direkt mit der Tunnelzentrale verbunden ist.

Zur Brandschutzsicherung der Bestands- sowie der neu erstellten Fluchtwege integrierten die Husumer in den einzelnen Tunnelröhren außerdem jeweils 13 Fluchtdrehtüren und 9 Fluchtschiebetüren der neuesten Generation. „Beide Türvarianten sind für die besonderen Anforderungen sowohl brandschutztechnisch als auch in Bezug auf die Rauchdichtigkeit der Fluchtwege im Elbtunnel entwickelt worden“, beschreibt der Projektleiter die Herausforderungen. Als Grundlage für die Drehtürkonstruktion diente der System Schröders Türtyp TSN-11, für die Schiebetür der Typ TSN-16. Beide sind beim Öffnen leicht bedienbar und selbstschließend. Die zwischen den Röhren liegenden Luftkanäle stattete Wiedemann mit Technik- und Wartungstüren des Typs TSN-11 aus.

Eine weitere Brand- und Rauchschutzabschluss-Variante stellen die im Fahrraum an der Decke sowie in den einzelnen Sektionen der Luftkanäle eingesetzten T90-Deckenklappen dar. Die 800 x 800 bis 1.200 x 1.200 Millimeter großen, rauchdicht sowie selbstschließend ausgeführten Klappen öffnen vertikal nach oben und sind hauptsächlich dort eingesetzt, wo Zugänge zwischen einzelnen Sektionen für das Wartungspersonal zugänglich sein müssen. Sie basieren auf dem System Schröders Typ THF-Deckenklappe und weisen eine Feuerwiderstandszeit von 90 Minuten auf.